Schöne neue Arbeitswelt

Schöne neue Arbeitswelt

Die Diskussion um die Zukunft unserer Arbeitswelt ist in vollem Gange. Immer mehr Menschen nehmen wahr, dass sich die Welt um uns herum nicht mehr nur „ein bisschen“ ändert, sondern dass wir uns inmitten großer Transformationen befinden. Unsere Natur belasten wir schon seit vielen Jahren über alle Maßen, aber was wir der Menschheit und jedem einzelnen Menschen durch die herrschenden Bedingungen in der Arbeitswelt antun, ist ebenfalls eine dauerhafte massive Überlastung.


Die Treiber

Eine Transformation braucht einen Treiber, der das Ganze mit Energie versorgt. Die Energie ensteht entweder daraus, eine ungünstige Situation zu verbessern oder einen angestrebten Zustand zu erreichen. Oder aus einer Kombination daraus. John P. Kotter nennt das „sense of urgency“ (Gefühl der Dringlichkeit) und es ist für ihn die notwendige Anfangsbedingung für jede Veränderung.
Nach meiner Wahrnehmung ist dieses Gefühl bei vielen Menschen in immer stärkerem Maße vorhanden. Gespeist wird dies aus den folgenden Treibern:

  • Führungskrise
    Laut einer Studie (Forum Gute Führung, 2014) haben 77% der Führungskräfte das Gefühl, dass die Art und Weise, wie sie führen, nicht den Anforderungen entspricht. Dabei scheint es aber so zu sein, dass die „Anhänger“ der klassischen, (personen-)zentrierten Führungskonzepte sehr selbstkritisch sind und durchaus offen wären für neue Ansätze, wenn sie nur wüssten, wie sie es angehen sollen.
  • Berufsbedingte Belastungen, Stress und Burn-Out
    Seit vielen Jahren nehmen die psychischen Belastungen und die damit verbundenen krankheitsbedingten Kosten (Ausfall, Präsentismus, stressbedingter Leistungsabfall) deutlich zu. Arbeitsbedingte Belastungen kosten nach Schätzungen des Ifo-Instituts und des BKK Bundesverbands der deutschen Wirtschaft etwa 15-20% des Bruttoinlandsprodukts!
  • Generationenschock
    Mit der Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge (ca. 1955-1970) in den kommenden Jahren scheiden viele Führungskräfte und Experten der Baby Boomer Generation und Generation X aus dem Berufsleben aus. Die nachkommende Generation Y hat andere Werthaltungen, andere Wünsche und Bedürfnisse und ist insbesondere einen völlig an-deren Umgang mit den digitalen Medien gewohnt (Digital Natives). Wir sehen schon heute an den Hochschulen, wie das geänderte Lernverhalten teilweise völliges Umdenken in den Lehrmethoden erfordert. Diese Lawine rollt auf die Unternehmen zu, ohne dass sie nur annähernd darauf vorbereitet sind.
  • Fachkräftemangel
    Damit in engem Zusammenhang steht der Mangel an Fach- und Führungskräften, vor dem heute schon eine Vielzahl von Unternehmen gerade aus den High-Tech-Branchen steht. Viele greifen auf ausländische Fachkräfte zurück oder lagern ganze Entwicklungsabteilungen ins Ausland aus, nicht nur aus Kostengründen, sondern weil man hierzulande die Fachkräfte nicht findet, die man braucht.
  • Beschleunigungsfalle
    Immer kürzere Produktzyklen und Innovationen in Form von Big-Bang-Disruptions verschärfen in vielen Branchen den Wettbewerbsdruck auf die Unternehmen. Die reflexartige Antwort besteht in „Mehr“ und „Schneller“, durch Anreizsysteme wird versucht, dringend benötigte Kreativität und Innovation zu fördern. Der zunehmende Leistungsdruck in Form der Beschleunigungsfalle führt dabei aber ins genaue Gegenteil und viele Organisationen sind nach Untersuchungen der Universität St. Gallen im Zustand der resignativen Trägheit (innere Kündigung, Dienst nach Vorschrift, Zynismus) oder sogar der korrosiven Energie (offene Leistungsverweigerung, Widerstand bis hin zu Sabotage aus Rache). Die jährlich durchgeführte Gallup-Studie bestätigt seit vielen Jahren das niedrige Engagement-Level und die enormen Leistungspotenziale, die in einem hohen Mitarbeiterengagement liegen.
  • Finanzmarktdiktatur
    Die heutigen Mechanismen auf den Kapitalmärkten widersprechen dem ursprünglichen Unternehmergedanken oft sehr fundamental. Wer hat schon ein Unternehmen gegrün-det, um reich zu werden und Kapital anzuhäufen? Der Unternehmer im Schumpe-ter’schen Verständnis hat den inneren Drang nach Verwirklichung seiner Geschäftsidee, um damit den Kunden das Leben zu erleichtern. Finanzielle Ziele sind notwendige Ne-benbedingungen, um langfristig zu überleben. Die globale Finanzmaschinerie und der von der Realwirtschaft abgekoppelte Bankensektor fördern aber eine Vielzahl für die Menschen nachteiliger Tendenzen, wie die globale Finanzkrise ab 2008 deutlich zeigt.
  • Globalisierung
    Die weltumspannenden wirtschaftlichen und sozialen Verflechtungen haben nicht erst seit dem Internet-Zeitalter massiv an Bedeutung gewonnen. Kaum eine Entscheidung kann heute noch auf lokaler oder nationaler Ebene getroffen werden. Dies bringt auch für Unternehmen und die Mitarbeiter neue Herausforderungen, interkulturelle Kompe-tenzen zur globalen Zusammenarbeit, Flexibilität und Mobilität, Agilität und schnelle Reaktionsfähigkeit, usw. Wer im internationalen Wettbewerb zurückfällt, geht schnell unter. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen sind vor große Herausforderungen gestellt und eine lokale Betrachtung des Arbeitsmarkts ist in vielen Branchen (IT) schon längst vorbei.
  • Sinnkrise
    In Zeiten massiver und umfassender Veränderungen wird es immer wichtiger, den eigentlichen Sinn des Tuns wieder zu finden. Menschen sind Sinnsucher, in vielen Bereichen fühlen sich aber Menschen bei der Arbeit entkoppelt. Die oben bereits erwähnte Gallup-Studie zeigt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem fehlenden Sinn bei der Arbeit und niedrigem Engagement auf. Nicht zuletzt suchen deshalb viele Menschen Sinn in der Freizeit – welche gigantischen Potenziale gehen dadurch den Unternehmen verloren!

Was tun?

Das Verfallen in Schockstarre angesichts dieser Situation ist aber nicht angebracht. Welche Chancen und Möglichkeiten bieten sich also? Wie können die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung im Zusammenhang mit der Gestaltung einer neuen Arbeitswelt zum Wohle des Einzelnen, der Organisation und der Gesellschaft als Ganzes dienen?

Lösungsansätze

Die viel beschworene „Digitale Transformation“, die alle Lebensbereiche zu erfassen scheint, ist aber nicht nur eine Bedrohung (Stichwort Privacy), sondern auch eine Chance. Gemeinsam mit grundlegenden Prinzipien einer Wirtschaft, die den Menschen dient (Idee der sozialen Marktwirtschaft) kann die entsprechende IT-Infrastruktur mehr Partizipation und Demokratie in Unternehmen ermöglichen und befördern. Informationssysteme, Analyseinstrumente oder Software zur Entscheidungsunterstützung können zum Ausspähen und Manipulieren dienen oder auch zur Schaffung von Transparenz und Mitwirkung vieler in Entscheidungsprozessen.

Information kompakt in zwei Stunden

Ich werde mich auch weiterhin hier und in anderen Medien (Facebook, Twitter, Blogs) an der Diskussion rund um New Work, Demokratisierung und Partizipation intensiv beteiligen. Einen ersten Einblick in einige Aspekte des Themas bietet jedoch eine

Vortragsveranstaltung am 03.09.2015, 16.30 – 18.30 Uhr an der DHBW in Heilbronn

Weitere Informationen und Anmeldung XING, Facebook oder direkte Kontaktaufnahme.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert